Montag, 25. Oktober 2010

Bilder

Mehr Bilder! Jetzt habe ich es mal geschafft, ein paar mehr Bilder hochzuladen.

Die Grundschule
Hauptstraße mit der Lotterie
Die "Plaza" umgeben von Einbahnstraßen
"El Balcón" - die Eisdiele unseres Vertrauens
Ein paar "Hippie-Läden" am Rande der Plaza. Honig, Handgemachte Taschen, Schmuck, Klamotten, Räucherstäbchen, Selbsthilfe-CDs werden hier verkauft.
Die "Plaza"
...und nochmal.
Die (katholische) Kirche. Hier ist jeden Sonntag um 10 Messe. Die Tür steht dabei durchgehend offen, sodass manche Leute erst um halb 11 kommen und andere schon vor Ende der Messe wieder gehen. Die vorbeifahrenden Autos übertönen manchmal das eine oder andere Gebet des alten Pastors.
Das "Cruz" überragt das Dorf hier. Der Weg hinauf dauert ca. 20 Minuten.


Die Brücke über den "Fluss" (der an den meisten Tagen kaum Wasser hat).

CÓRDOBA

Die Kathedrale am Rander der "Plaza San Martín"
Die "Plaza San Martín"
Wohl deutsches Exportgut Nr. 1 in Argentinien - Volkswagen. Leon steht hier vor einem "AutoHaus" (die von VW heißen hier alle "AutoHaus") mitten in der Fußgängerzone.
Eine der Hauptverkehrsadern - der Boulevard San Juán - dreispurig in beide Richtungen, ohne Fahrbanmarkierungen und mit meist nur einer Handbreit Platz zwischen den Autos - wenn überhaupt. An vielen Ampeln stehen Straßenverkäufer, die Süßigkeiten in den Rotphasen verkaufen oder aber Scheibenputzer. Als wir an einer Ampel gewartet haben, haben wir einen Bettler gesehen, der sich anscheinend unter großen Schmerzen von Scheibe zu Scheibe gequält hat. Er war, glaube ich, halbseitig gelähmt und hat gebettelt. Immer wenn grün war ist er dann wieder nach vorne zur Ampel und dann ging bei rot das Gleiche von vorne los. Außerdem ist ein "Kartonsammler" an uns vorbei. Besonders in Buenos Aires soll diese Phänomen ziemlich ausgeprägt sein. Menschen sammeln Karton und Pappe und verkaufen diese dann, um ein klein wenig Geld zu verdienen. Abgesehen von den beiden Menschen kam mir Córdoba (zumindest den Teil, den ich gesehen habe) nicht ärmer oder reicher als europäische Städte vor, sondern war deutlich ähnlicher als ich dachte.

Die "Plaza San Martín"

Eindrücke aus dem Heim
Julio und Patri mit "Miguelito" (Miguel), der mittlerweile mit seinen drei Schwestern in einer Pflegefamilie lebt
Ein Spiel am "Padrinos-Samstag"
...ebenfalls.

Sonntag, 17. Oktober 2010

Alles neu!

… und dabei sollte es doch schneller gehen. Leider nein! In den letzten drei Wochen und vor allem in den letzten Tagen ging hier im Heim doch einiges drunter und drüber.

Vorletzte Woche Samstag war hier volle Hütte. Die „Padrinos“ (Paten) der Kinder, sowie Familie und Freunde waren eingeladen. Auch einige ehemalige Heimkinder, die mittlerweile in Gastfamilien leben, waren gekommen. Das (wie immer) gute Wetter ließ ein gemeinsames Essen im Freien zu. Im Essenssaal hätte der Platz auch von vorne bis hinten nicht gereicht. Auch ohne Gäste ist der Raum gerade groß genug für alle, die sonst so Tag für Tag hier sind. Wie immer, wenn sich Argentinier einladen, gab es ein recht üppiges Essen vom Grill. Leckere frisch gebratene Hamburger landeten auf den Tellern und dann in den Bäuchen der Kinder, „Tios“ (so werden wir Freiwilligen hier genannt – „el tio“„Onkel“ bzw. „la tia“ – „Tante“) und Gäste.

Die gesamte letzte Woche drehten sich dann ebenfalls alle Gesprächsthemen der Erwachsenen hier im Heim ums Essen. Es galt einen 18. Geburtstag (den von Facundo) vorzubereiten und dazu gehört (man ahnt es schon) selbstverständlich ein kleines Festmahl. Ungefähr 80 Leute waren eingeladen. Vom besten Kumpel über Freunde der Familie bis hin zu den Großeltern feierte man gemeinsam im schon fertig gemauerten Teil des NEUen Essenssaals. Der wird im Moment neben dem alten gebaut, da hier langsam aber sicher der Platz knapp wird. Seit vier Wochen gehen die Bauarbeiten schon vor sich hin, mal mehr und mal weniger aktiv – je nachdem wie viel Geld gerade da ist, um die Bauarbeiter und Materialien zu bezahlen.

Am Samstagabend wurde sich also schick gemacht. Besonders die älteren Kinder hier aus dem Heim genossen das sichtlich. Sie durften länger aufbleiben als sonst und mitfeiern. Der Schrank mit der „ropa de salir“ („Ausgehkleidung“) wird nicht sehr oft geöffnet. Darin befindet sich für jeden ein Hemd, eine modische Jeans, ein Rock oder ein gutes Oberteil für die Mädels und die meist ausgelatschten Turnschuhe wurden auch eingetauscht gegen feine Balerinas oder ein Paar Lederschuhe. Gegen zehn Uhr abends wurde im Essenssaal das Buffet eröffnet. Es gab reichlich Empanadas (gefüllte Teigtaschen – meistens mit Hackfleisch), Brot, Salate, Dips und Saucen ohne Ende und natürlich (wie auch sonst?) Fleisch! Die Vorbereitungen in der Küche die ganze Woche vorher haben sich wirklich gelohnt. Vielleicht sogar etwas zu sehr – mein Magen hat nach dem ganzen Essen am Ende ziemlich rebelliert. Ich habe nicht so wirklich daran gedacht, dass es ja auch noch Kuchen, Kekse, Eis und so einiges mehr zum Nachtisch geben würde. Die extra aus Córdoba geliehene Musikanlage beschallte uns den ganzen Abend mit Reggaeton- und Quartettomusik. Bestimmt ein halbes Dutzend Mal lief „Mi niña bonita“ – ein nach einiger Zeit wirklich ätzender Ohrwurm, auf den die Leute hier aber unglaublich abfahren, besonders die Kinder. Im Musikfernsehen vergeht kaum eine Stunde, in dem das Lied nicht läuft. Wie in eigentlich fast allen spanischsprachigen Liedern hier ist es eine sehr schmalzige Liebeserklärung. http://www.youtube.com/watch?v=Oe1fRwgGu5E&feature=related ß Der Link zu Youtube, wer sich das Lied mal anhören möchte. Zwischen Tanzen und Essen wurde dann ziemlich spontan (so schien es zumindest) ein Beamer aufgebaut, den sich Julio und Patri wohl auch irgendwoher ausgeliehen hatten. Dass das ganze doch geplant war, stellte sich dann eine Viertelstunde später heraus, nachdem die Leinwand an dem Schraubenzieher in der Fuge nicht halten wollte, und wir ohne Leinwand auf der Mauer ein Video zu Gesicht bekamen. „Facundo 04.10.1992 / 04.10.2010“ ließ bereits vermuten, was für eine Art Vorführung das werden sollte. Fotos von Facundo im Grunde genommen von seiner Geburt bis heute flimmerten da über den Bildschirm unterlegt von Gitarrenmusik. Knapp zehn Minuten dauerte das Ganze, glaube ich. Leon, Derya, Tina und ich waren uns einig, dass uns so etwas auf dem 18. Geburtstag wohl ordentlich peinlich gewesen wäre. Facundo schien nicht unangenehm berührt und seine Großeltern, Tanten und Onkel fanden es so toll, dass das Video nach den zehn Minuten gleich noch einmal eingeschmissen wurde. In der Zeit haben wir uns dann noch einmal über das Kuchenbuffet hergemacht. Später spielte Facundo dann noch mit seiner Band gemeinsam – er auf dem Schlagzeug und sein Kumpel und eine andere Freundin auf der Gitarre. Das muss so ab halb 2 gewesen sein. Ich habe das nicht mehr so genau mitbekommen. Vom Arbeiten und vielen Essen war ich ziemlich fertig und wollte mich um 1 wenigstens kurz mal ausruhen. Einmal auf’s Bett gelegt wurde aus der geplanten halben Stunde allerdings doch etwas länger. Um 4.45 Uhr bin ich (immer noch in Hemd und Jeans) wieder aufgewacht, habe mir die Zähne geputzt und mich dann endgültig schlafen gelegt. Am nächsten Morgen hatte ich auch wieder die Frühschicht, sodass ich den Schlaf gut gebrauchen konnte.

NEUankömmlinge gab es ebenfalls und zwar gleich ein halbes Dutzend. Sechs Geschwister (vier Mädchen und zwei Jungs) im Alter von vier bis vierzehn Jahren kamen ziemlich plötzlich einen Abend vor der großen Feier. Abends um halb 11 ist der Bulli vom Jugendamt aus Córdoba hier vorgefahren. Erst einen Tag vorher bekamen wir die Mitteilung, dass neue Kinder kommen würden. Das war und ist immer noch eine echte Herausforderung. Die „Neuen“ müssen die Regeln des Heims hier erst kennenlernen – das war nicht so schwierig. Diese zu befolgen ist eine ganz andere Sache. Die Kinder hören meistens gar nicht, kennen keine Grenzen oder Autoritäten und machen, wenn gerade niemand hinschaut, was sie wollen. In den letzten Tagen hat es sich schon ein klein bisschen gebessert, aber es dauert wohl noch einige Zeit, bis sie sich wirklich integriert haben. Bis dahin halten sie vor allem uns Freiwillige ordentlich auf Trab.

NEUankömmling Nr. 7 ist „eine von uns“. Zoe kommt aus Wales und arbeitet auch als Freiwillige hier im Heim. Vor einer guten Woche ist sie angekommen und bleibt für 2,5 Monate. Gestern ist außerdem noch deutsche Verstärkung angekommen – Kathi aus Kassel hat auch gerade ihr Abi gemacht und bleibt für vier Monate bei uns im Heim als Freiwillige.

Unsere Rücken (besonders der von Leon) freuen sich über die NEUen Matratzen in unseren Betten. Die extrem durchgelegenen Matratzen, durch die man den kompletten Lattenrost gemerkt hat, wurden durch neue ausgetauscht. Jetzt schläft es sich noch besser hier.

Zwei NEUe Hobbys habe ich mir hier zugelegt. Ich gehe jeden Tag laufen – eine gute halbe Stunde jeden Tag bergauf und bergab. Ich glaube, nur so kann das Gewicht hier gehalten werden. Außerdem gehe ich heute abend zur zweiten Tangostunde mit Tina. Der argentinische Nationaltanz wird hier von einem alten Mann bei sich zuhause unterrichtet. Sechs Leute waren am letzten Donnerstag beim Kurs im Wohnzimmer des passionierten Tangotänzers. Sehr geduldig und langsam erklärte er uns auf Spanisch die ersten Schritte des Tango und die Geschichte und Leidenschaft, die hinter dem Tanz steckt. „Eigentlich ist es kein Tanz, sondern eine Umarmung“ lautete seine Formulierung. Zwei Stunden lang hieß es dann volle Konzentration, unzählige Drehungen und einige Fußtritte, die Tina mir aber nicht übel genommen hatte. Heute abend kommt Stunde Nr. 2. Mal gucken, was wir noch behalten haben. Viel Zeit zum Üben zuhause hatten wir nicht.

Vorgestern hatte ich meinen ersten wirklichen Ausflug! Julio musste nach Córdoba und war bereit, Leon und mich mitzunehmen, sodass wir uns einen schönen Tag in der Provinzhauptstadt und zweitgrößten Stadt Argentiniens machen konnten. Nach guten drei Stunden und einem Umweg bei Julios Mutter vorbei (sie war über das ganze Wochenende anlässlich Facundos Geburtstags geblieben), ließ uns Julio am Rande des Fußgängerzone aussteigen und deutete uns noch kurz den Weg Richtung „Plaza San Martín“, dem zentralen Platz Córdobas. Eine halbe Stunde, ein Schinken-Käse-Sandwich, ein Croissant und einen Kaffee später, kamen wir dort auch an. Die Innenstadt Córdobas ist wie die meisten südamerikanischen Städte ebenfalls in „Quadras“ angeordnet, also verlaufen die Straßen alle quadratisch. Nach einem Gang über die Plaza und durch die Kathedrale, die mit Deckenmalereien und Ikonen geschmückt ist, begaben wir uns zurück in die Fußgängerzone. Wir kamen an vielen Sport- und Klamottengeschäften vorbei. Für umgerechnet 17 Euro hatte ich am Abend ein NEUes Paar Schuhe und eine NEUe Jogginghose (original Nike… wer’s glaubt). Leon hat sich ebenfalls neue Schuhe und Sportklamotten zugelegt. Abseits der Fußgängerzone findet man viele kleine Läden, die keine Markenklamotten verkaufen und deutlich günstiger sind. Gebrannte DVDs und gefälschte Markenkleidung in allen Variationen werden hier ganz offen zum Verkauf angeboten. Es hat mich ziemlich an die Basare in Istanbul oder Bulgarien erinnert. Beim Mittagessen haben Leon und ich uns auf meinen Reiseführer und einen Tip von Julio verlassen. In einem großen Restaurant am „Boulevard San Juan“ gab es für 35 Pesos „tenedor libre“ – „all you can eat“ für sieben Euro. Das Buffet war mehr als reichlich gefüllt mit internationaler Küche. Ziemlich gut und absolut günstig! Zum Abschied wurden wir von der Bedienung gefragt, aus welchem Teil der Vereinigten Staaten wir beide den kämen. Was ich nun davon halten soll, muss ich mir noch einmal überlegen.

…und sonst so?

Vielleicht noch einmal ein paar Worte zur Arbeit und mal ein „typischer Ablauf“ eines Tages. Es gibt zwei Schichten – früh und spät. In der Frühschicht arbeiten heißt:

- 7.00 Uhr: „mittleren und großen Kinder“ (Schulkinder) wecken, Kleidung für die Schule hereinbringen, Frühstück und Zahnbürsten vorbereiten

- 08.00 Uhr: Kinder zur Schule begleiten (früher mit dem Mitsubishi fahren, mittlerweile laufen, weil das Auto zur Reparatur ist – wie lange noch weiß niemand)

- 08.30 Uhr: Die „Chiquitas“ (kleinen Mädchen) wecken (Kindergartenalter und jünger), waschen, anziehen, Betten machen, Zimmer aufräumen, Wäsche sortieren

- 09.30: Frühstücken mit den Kleinen

- Danach bis zum Mittagessen: Waschen, Wäsche aufhängen, Wäsche abhängen, zusammenlegen, sortieren, Klamotten für nach der Schule heraussuchen, Zimmer kontrollieren, Klamotten zuordnen

- Evtl. beim Kochen helfen oder Einkäufe tätigen (wenn z.B. etwas beim Kochen fehlt)

- 12.00 Uhr: Mittagessen

- 12.00 – 12.30 Uhr: Kinder von der Schule abholen

- Spülen

- Evtl. weiter Wäsche ordnen etc.

- 14.00 Uhr: Feierabend

Zwischendurch bleibt dabei manchmal auch noch Zeit zum Spielen. Besonders seitdem die neuen Kinder da sind, muss man seine Augen mehr oder weniger überall haben.

Spätschicht:

- 14.00 Uhr: Wäsche (wie morgens)

- 16.00 Uhr: „Merienda“ (Tee und Brotmahlzeit am Nachmittag) vorbereiten

- 16.30 Uhr: Kindern Wäsche heraussuchen, die noch fehlt oder (auf wundersame Weise) verloren gegangen ist

- 17.00 Uhr: Die „Hora de baño“ („Badestunde“) beaufsichtigen, damit die Duschen auch hinterher noch stehen und die Kinder sich ordentlich waschen und zum Abendessen fertig sind

- 19.00 Uhr: Abendessen

- 19.30 Uhr: Zahnbürsten fertig machen, kleinen Mädels umziehen, waschen, ins Bett bringen

- 20.00 Uhr: Spülen

- 20:30 Uhr: Licht ausschalten

- Danach: Feierabend

So, das war es mal wieder für heute… Es ist jetzt kurz vor 11 und ich bin von der Spätschicht heute und dem Abend gestern noch etwas fertig und werde mich jetzt mal ins Bett begeben.


Chau, nos vemos!


Hier ein paar Bilder der Peña, von Facundos Geburtstagsfeier und aus der Umgebung. Ich wollte eigentlich noch mehr Bilder hochladen, aber leider ist die Internetverbindung mittendrin wieder mehr oder weniger abgebrochen. Ich werde es bei nächster Gelegenheit noch einmal probieren!